Februar 2014

Feiner Lunch im Saittavini

Er gehört zu unseren häufig wiederkehrenden Ritualen, dieser samstägliche Lunch im Saittavini. Alleine wenn ich an diese genialen Spaghetti Pommodore denke. Das sind keine simplen Spaghetti mit irgendeiner undefinierbaren Tomatensoße. Nein, spezielle, selbst importierte Spaghetti mit einer selbstgemachten Soße aus sizilianischen Tomaten, trotz oder vielleicht gerade wegen der scheinbaren Einfachheit dieses Gerichtes einfach göttlich.

Wir trafen uns mit guten Freunden (derer im Laufe der Zeit immer mehr wurden), und badeten natürlich auch in der großartigen Weinauswahl des Saittavini, die nicht nur alles enthält, was in Italien Rang und Namen hat, sondern auch überraschen viele deutsche und österreichische Weine, insbesondere im weißen Bereich. Den Anfang machte ein frischer, fröhlicher, würziger und animierender 2012 Grüner Veltliner Fass 4 von Ott – WT88. Prächtig entwickelt hat sich 2009 Scharzhofberger GG von Kesselstatt. Herrlich Frucht mit hoher Extraktüße, feine Kräuternote, salzige Schiefermineralität, feiner Schmelz im langen Abgang – WT93. Zeigte deutlich, dass bei solch großen Weinen Warten lohnt, denn der macht jetzt deutlich mehr Spaß als vor drei Jahren. Warten lohnt eigentlich auch beim 2007 Barolo Falletto von Giacosa. Die enorme Zugänglichkeit, die gute, dunkle Frucht, die komplexe Aromatik mit Zedernholz, Rosen, Menthol, Tabak und Lakritz und dazu die präsenten, aber reifen Tannine täuschen darüber hinweh, dass dieser Barolo noch über lange Jahre zulegen wird – WT94+. Reif, weich und sehr elegant war der 1995 Sassicaia, der mit seiner feinen Graphit-Mineralität an einen Lafite aus kleinerem Jahr erinnerte – WT91.

Feine Sause im D´Vine

Besuch aus Sylt hatten wir. „Herr Ben“ war gekommen, Herrscher über Deutschlands größte Weinkarte, natürlich in Begleitung seiner Lebensgefährtin, Jörg Müllers Kronprinzessin Jane. Da fand sich dann schnell im D´Vine eine illustre Runde, die gemeinsam über nicht weniger illustre Weine herfiel.

Unsere Gaumen avinierte Toni erstmal mit einer 2004 Zeltinger Sonnenuhr Auslese halbtrocken von JJ Prüm. Das war beileibe kein schlechter Wein, schlank, knackige Säure, viel Schiefer, harmonisch trocken, guter Trinkfluss, aber vom Niveau her lag er sicher nicht über einem Wehlener Sonnenuhr Kabinett – WT90.

2002 entpuppt sich immer mehr als großer Jahrgang für trockene, deutsche Rieslinge. Drei großartige Exemplare bekamen wir ins Glas. Prächtig entwickelt hat sich der 2002 Idig GG von Christmann. Zeigte sich noch so jung mit glockenklarer Frucht, sehr guter Säure und feinem Schmelz, sicher mit noch 10 Jahre Zukunft - WT96. Jung war das ein Riese, dann verschwand er für eine Weile in der Versenkung, jetzt ist er wieder voll da. Für ihre Langlebigkeit sind auch die Rheingauer von Breuer bekannt, einem der Pioniere für große, trockene deutsche Rieslinge schlechthin. Das zeigte deutlich der 2002 Rauenthaler Nonnenberg. Brauchte viel Luft, um sich zu entfalten, sehr mineralisch, finessig, aber noch deutlich zu jung, baute enorm im Glas aus und hat gewaltige Zukunft und gehört eigentlich noch ein paar Jahre weggelegt - WT96. Primus inter Pares war 2002 Hochheimer Hölle Auslese trocken Goldkapsel von Künstler, sensationeller Stoff mit großartiger Struktur und Rasse, mit Strahlkraft ohne Ende, sehr mineralisch, aber auch mit etwas Opulenz, sehr harmonisch und balanciert - WT96+. Ich habe selbst noch trockene Hölle Auslesen aus 89 und 93, die eine unglaubliche Frische zeigen.

Und wie wichtig bei großen Weinen Geduld, Warten und ein guter Keller sind, zeigte sich bei einem 2005 Niedermenniger Herrenberg Auslese trocken*** von Molitor, den Toni dagegen stellte. Der war noch nicht ansatzweise in der besten Genussphase und gehört noch mindestens 5-10 Jahre weggelegt, derzeit auf extrem hohem Niveau etwas zu süß und diffus trotz gewaltiger Struktur und Mineralität, aber da kommt mal ein Riese ins Glas - WT94+.

Den Anfang bei den Roten machte ein 1961 Beaune Vigne de l´Enfant Jesus von Bouchard. Der kam erst als Maggi-Version von Mon Cherie ins Glas, durchaus mit viel Kraft, Länge und malziger Süße, aber eben trotz dichter, relativ junger Farbe oxidativen Noten, baute im Glas aus, wurde speckiger, immer mehr Kaffee - WT90. Aus der neuen Welt und auch im Glas eine ganz andere Welt 1974 Simi Alexander Valley Cabernet Sauvignon Reserve, meine bisher beste Flasche, minzig, Eukalyptus, sehr fein, Eleganz und Frische, gestützt durch gute Säure, feiner Schmelz - WT95. Ein 1979 Aloxe Corton von Besancenot-Mathouillet wirkte zu Anfang etwas ältlich und moosig, machte sich aber mit Luft, wurde weicher und schmelziger - WT88. Grosses Kino aus der neuen Welt dann 1979 Heitz Martha´s Vineyard, der sich wohl erst am Anfang einer längeren Entwicklung befindet. Noch sehr jung mit Power ohne Ende, sehr druckvoll und nachhaltig am Gaumen, Minze und Eukalyptus satt, dazu immer mehr Lakritz in der ausdrucksstarken Nase – WT95. Kein Wunder, das dieser Wein den guten Toni glücklich machte, könnte er doch mit diesem Wein aus seinem Geburtsjahr sicher auch noch locker seinen 50. feiern. Und dabei hätte er sicherlich deutlich mehr Freude, als mit dem nachfolgenden 1979 Figeac. Fürchterlich diese Nase, fürchterlich dieser Gaumen, nein es war kein Kork, es war nur einer dieser ätzenden Figeacs, die mit einem richtigen Kork nur besser werden könnten. Wer allerdings gerne an vier Wochen getragenen Wandersocken riecht, der findet hier seine Erfüllung. Strahlende Gesichter dafür dann beim letzten, natürlich ebenfalls blind servierten Wein, einem 1999 Pride Mountain Cabernet Sauvignon Reserve. Monteverro hieß es sofort am Tisch, was sowohl für diesen immer noch blutjungen Wein spricht, mit seiner dekadenten, süßen Frucht und der perfekten Struktur, sondern auch für Monteverro selbst - WT96.

Es war kurz vor Mitternacht, Zeit für (meinen) Aufbruch. Und als ich am nächsten Tag auf Facebook das Foto der Flaschen mit dem von Toni verglich, entdeckte ich noch vier weitere Flaschen. Kein Wunder, dass es nur mir gut ging.