2010 Ramonet Ankunftsprobe

Ein spannender, großer Jahrgang war 2010 in Burgund. Da kam natürlich diese Arrivage-Probe recht, in der wir alle weißen Ramonets verkosten konnten, vom einfachen Bourgogne Blanc bis hoch zum Montrachet.

Eigentlich hatte sich 2010 in Burgund überhaupt nicht gut angelassen. Erst war es lange saukalt, dann saunass (O-Ton Walter Nack), und nachdem sich das Wetter gebessert hatte, gab es zur Blüte Mitte Juni heftige Unwetter, die zu einer Verrieselung führten mit dem Ergebnis späterer Reduzierung der Erntemengen um bis zu 50%. Richtiges, trockenes Traumwetter stellte sich dann in der zweiten Augusthälfte ein, das bis zur Ernte, die Ende September begann, anhielt.

Ramonet gehört inzwischen zu den gesuchtesten Erzeugern in Burgund, entsprechend knapp und teuer sind seine Weine. Wie schön, wenn man einen Weinfreund wie Walter Nack hat mit besten Beziehungen zur Domaine. Und der gute Walter öffnet jedes Jahr im Freundeskreis die jeweils aktuelle Ramonet-Palette. Dafür nimmt er einen bescheidenen Obulus, den er komplett dem Kinderhospiz Regenbogenland spendet. Ich hatte nach der 2009er Arrivage auch in diesem Jahr wieder die Gelegenheit, bei dieser einmaligen Probe dabei sein zu dürfen.

Als Apero gab es zunächst aus der Magnum einen 2011 Bourgogne Blanc von Bzikot. Maulwäsche nannte unser Gastgeber das, ein gut gemachter, sauberer Wein mit knackiger Säure – WT85. Dem folgte, ebenfalls aus der Magnum, ein 2008 Puligny Montrachet von Bzikot. Sehr kräftig, nachhaltig und mineralisch, da kommt, zumal aus der Magnum, noch mehr – WT87+.

Und dann ging es los mit den Ramonets. Erstaunlich gut gelungen mit gelben Früchten, rauchiger Mineralität und viel Druck und Substanz der einfache 2010 Bourgogne Blanc – WT89. Der 2010 Chassagne Montrachet Village wirkte zu Anfang sehr verhalten in der Nase und etwas wässrig am Gaumen, baute aber enorm aus und entwickelte eine feine, nussige Mineralität, braut noch Zeit und wird dann ein guter wein auf WT91 Niveau. Erstaunlich offen zeigte sich der 2010 St. Aubin 1er Cru Les Charmois mit toller Frucht und schöner Fülle, sehr balanciert mit knackiger, aber harmonischer Säure und guter Länge – WT91. Ein feiner, eleganter Wein der 2010 Puligny Montrachet Village, zugänglich, aber auch mit sehr hoher Säure, wirkte am Gaumen wie der Biss in einen grünen Apfel – WT90+. Der 2010 Puligny Montrachet Les Enseigneres hatte eine sehr feinduftige Nase, war am Gaumen jung, bissig, aber mit viel Substanz. Da kommt in ein paar Jahren noch deutlich mehr – WT92+.

Der 2010 Chassagne Montracht 1er Cru Les Morgeots war kräftig, füllig mit guter Mineralität – WT91+. Deutlich mehr Klasse, Rasse und Fülle zeigte der 2010 Chassagne Montrachet 1er Cru Les Chaumées, auch der mit hoher Säure, dazu intensive, kalkige Mineralität und großartige Länge – WT93+. Weich, hoch aromatisch, weniger mineralisch, etwas breiter, fast buttrig mit schöner Frucht der 2010 Chassagne Montrachet 1er Cru Boudriotte – WT92. Noch recht unfertig wirkte der 2010 Chassagne Montrachet 1er Cru Les Caillerets mit Ziegelstein-Mineralität, hat gewaltige Substanz – WT92+. Der 2010 Chassagne Montrachet 1er Cru Les Vergers wirkte deutlich zugänglicher und trinkreifer als der Caillerets, ohne dessen Komplexität, aber mit viel Kraft im Abgang. Auf hohem Niveau ein netter Sauf-Ramonet – 91+. Auf Grand Cru Niveau zeigte sich der 2010 Chassagne Montrachet 1er Cru Les Ruchottes. Reife Frucht, viel Schmelz und Süße, gute Mineralität, vor allem im Abgang, perfekter Spagat aus Zugänglichkeit, Mineralität, Kraft und Abgang, ein sinnlicher, großer Wein. Dabei täuscht die Zugänglichkeit, den bei diesem Wein kommt innerhalb der nächsten 5-7 Jahre noch deutlich mehr als die heutigen WT94+. Einfach sexy und voll trinkbar wirkte der 2010 Puligny Montrachet 1er Cru Champs Canets, sehr fruchtig, aber auch komplex mit viel Tiefgang – WT93.

Damit kamen wir zu den Grand Crus. Der 2010 Bienvenues Batard Montrachet Grand Cru zeigte sich maskulin und zurückhaltend mit enormer Kraft, deutliche, kräuterige Note, hohe Mineralität, da sind einige Jahre Lagerung angesagt – WT93+. Erstaunlich reif wirkte dagegen in der Nase und am Gaumen der 2010 Batard Montrachet Grand Cru, der deutlich oxidativer ausgebaut scheint. Am Gaumen Gewicht, Klasse und Rasse, die hohe Säure gut maskiert durch die süße Frucht. Scheint derzeit durch eine Babyspeck-Phase zu laufen und dürfte gut altern und dabei deutlich zulegen – WT94+. Als großen Riesling unter den Ramonets könnte man auch den 2010 Chevalier Montrachet Grand Cru aus Ramonets kleinster Lage bezeichnen. Ein sehr feiner, sehr eleganter Wein mit hoher Säure und messerscharfer Präzision, wirkt deutlich frischer und jugendlicher als der Batard und wird sehr lang und gut altern. Das Holz durch die gewaltige Substanz nicht spürbar. Bei diesem Riesen im werden ist noch reichlich Luft nach oben – 95+. Und dann der Höhepunkt dieser Arrivageprobe, der 2010 Montrachet Grand Cru. Ein gewaltiges, aber absolut stimmiges Konzentrat, bei dem cremige Textur die hohe Säure überdeckt. Mit Länge, Rasse, Klasse und traumhafter Frucht ist dieser große Wein vielleicht auf dem weg zur Perfektion.

Eine großartige Kollektion sind die 2010er von Ramonet. Rassige, komplexe Weine mit hoher Säure mit sehr gutem Alterungspotential. Wer die 1er und Grand Crus heute schon trinken möchte, sollte sie 1-2 Stunden dekantieren und dann große Gläser oder das Gabriel-Glas verwenden. Meine Bewertungen beziehen sich nur auf die Momentaufnahme in dieser Probe, undekantiert(bis auf die Grand Crus) und aus viel zu kleinen Gläsern. Das ‚+’ steht für 1-3 Punkte mehr, die bei entsprechender Lagerung hinzukommen werden.

Klar sind die Weine der Domaine Ramonet nicht nur ultrarar, sondern auch verdammt teuer, vor allem in der Spitze. Ich würde deshalb die besseren 1ers immer den Grand Crus vorziehen. Und wer den einfachen Bourgogne Blanc von Ramonet findet, sollte zugreifen, denn das ist Ramonet-Qualität zum Schnäppchenpreis.