1876

1876 war kein gutes Weinjahr, weder in Burgund noch in Bordeaux.

Vidange nennt man den Füllstand der Flasche St. Estephe eines Bordelaiser Händlers namens Dubois, also noch mal unter Low Shoulder, die wir 2012 verkosteten. Um so erstaunlicher der erste Schluck dieses Methusalems, der so vital war, wie die Farbe. Schnell ab in die Karaffe und auf ein Wunder gehofft, doch das wollte sich nicht einstellen. Der Wein starb in rasend schnellem Tempo.

Ehrfurcht war 2006 angesagt bei einem Nuits St. Georges aus den Kellern des Café des Voisins. Sehr helle Farbe, wie Rosé, Fruchtreste, aber auch Aceton, einfach alt mit spürbarer Todessüße. Nur die Nase war noch recht spannend, am Gaumen wirkte der Wein dünn und nichtssagend – 74/100.

Fast ewig altern können gute Tokayer. So war ein Tokayer Ausbruch in einer Abfüllung der Weinhandlung Wilhelm Ruthe aus Wiesbaden 2012 zwar oxidativ, alkoholisch und medizinal, aber auch noch so lebendig, eigenständig und gut trinkbar. Blieb ewig am Gaumen – 94/100. Sicher jede Suche wert.